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Hinter True Bloods Effekthascherei

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    Vampire! Vampire! Vampire!
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    Sie sind überall und sie wollen Gleichberechtigung - verdammt noch mal.
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    Ja, ich rede von True Blood. Das Problem, das ich mit der Serie habe, ist
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    dass es mir strukturell fehlerhaft vorkommt. Die AutorInnen setzen den Kampf für die Rechte der Vampire mit dem Kampf
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    für BürgerInnenrechte und der Queer-Bewegung gleich. Lasst es uns mal deutlich sagen: Vampire sind böse, manipulativ,
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    blutsaugende, monströse, untote Wesen.
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    Nun diese bösen Wesen mit Schwarzen und der LGBT-Bewegung gleichzusetzen ist sehr nah an
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    den Anschuldigungen, die Schwarze und LGBT-Aktivist*innen tatsächlich in der Geschichte und noch aktuell zu hören kriegen.
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    Eine solche ernsthafte, aber trotzdem lustige Sendung, auf diese Weise zu machen, ist beleidigend. Gelinde gesagt.
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    Die gute alte Sookie Stackhouse, auf der die Geschichte basiert
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    ist so langweilig, ernsthaft ... okay, das nehme ich zurück, es gibt einige Dinge, die wirklich
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    interessant sind an ihr, wie z. B. die Fähigkeit Gedanken zu lesen, aber letztendlich
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    ist sie eine weiße, weibliche, blonde, niedliche, jungfräuliche Protagonistin.
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    Was sehr typisch ist, es gibt nichts super spezielles an ihrer Darstellung.
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    Ich begrüße es, dass sie manchmal Bill widerspricht, auch wenn sie immer wieder zu ihm zurück kehrt
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    und obwohl er dieser "ich muss dich retten" - unheimlicher Typ ist, der nur kleine Textzeilen hat,
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    machen mich ihre Widersprüche doch glücklicher und ich halte diesen Widerstand für ein gutes Vorbild
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    für Frauen. Leider bricht er immer sehr schnell wieder ein
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    und sie kommt zurück zu ihm und seinem lächerlichem, patriarchischem Verhalten.
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    In der zweiten Staffel gibt es ein wirklich gutes Beispiel für einen Rückstoß gegen Frauen, wenn sie
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    sich selbst gegen ihre patriarchischen Freunde vertreidigen wollen.
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    "Das gibt dir nicht das Recht, dich wie ein verantwortungsloses Kind aufzuführen!"
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    "Sie ist eine tickende Zeitbombe Sooki und keine Puppe, die du hübsch anziehen und mit der du spielen kannst."
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    "Was machst du da?"
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    "Laufen!"
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    "Sei nicht albern, Bon Temps ist fast 30 Kilometer von hier entfernt."
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    "Ich würde lieber die ganze Nacht durchlaufen, als noch eine weitere Sekunde in diesem Auto mit dir zu verbringen!"
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    "Was zum..."
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    Was also nun passiert, ist, dass Sookie mit einer Nahtoderfahrung bestraft wird,
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    weil sie beschlossen hat, für sich selbst einzutreten. Das ist nicht cool. Die Autoren schreiben dies,
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    obwohl die Szene auf unzählige andere Weisen hätte ablaufen können. Stattdessen wählen sie diesen unglaublich
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    archaischen Handlungsstrang der fragilen und hilfebedürftigen Frau, nach dem Motto "Wag es ja nicht,
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    für dich selbst einzutreten, oder einen starken Willen zu haben."
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    Bill, der andere Hauptcharakter, ist genauso unglaublich langweilig und nervig und man
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    denkt, dass, wenn man für über hundert Jahre gelebt hat,
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    würde man sich, genauso wie alle anderen Vampire in der Serie auch, mit dem Leben abgefunden haben.
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    Aber nein, hat er nicht.
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    Bill soll als so eine Art old-school "Ich werde auf dich aufpassen und
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    dich respektieren"-Charakter dargestellt werden. Doch in Wirklichkeit ist er einfach gekünstelt und verkorkst. Ich meine, wollen wir wirklich
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    diese alten viktorianischen Gebaren feiern und auf heutige Beziehungen übertragen?
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    Ich meine, fast jedes Wort aus seinem Mund handelt davon,
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    Sookie beschützen zu müssen.
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    "Desto mehr Menschen wissen, was deine Fähigkeit ist, desto schwieriger wird es für mich, dich zu beschützen."
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    "Sookie muss beschützt werden."
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    "Und ich will, dass du ein Auge auf Sookie hast, beschütze sie, während ich weg bin."
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    "Mein einziger Wunsch ist es, dass du in Sicherheit bist."
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    Und nun wird uns Sookie die angemessene Antwort auf diese Bemerkungen geben.
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    "Halt die Fresse."
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    Tara ist Sookies beste Freundin und ich mag sie wirklich gerne. Ich denke, sie ist sehr
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    dynamisch und interessant. Ich halte ihren Charakter für glaubwürdig. Ich glaube ihr, dass sie eine wirklich
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    verkorkste Kindheit hatte und dass ihr Mutter Alkoholikerin und sie selbst total fertig ist und
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    sich sexuell ausgelebt hat und nicht die emotionale Unterstützung hatte, die sie brauchte und nicht wirklich weiß,
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    wie sie sich, naja, selbst lieben soll, da niemand sie je wirklich geliebt hat.
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    Wenn also diese böse gottähnliche Kreatur, verkleidet als schöne Frau, die haufenweise
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    organische Nahrung isst, ankommt und ihre diese Liebe und Unterstützung gibt
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    und Tara darauf reinfällt, dann kaufe ich das ab.
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    Was ich aber nicht abkaufe, ist, dass, obwohl ich Tara für wirklich interessant halte,
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    doch nur die schwarze Gefährtin dargestellt wird, die das Klischee der lauten, aufgeblasen, agressiven und hypersexualisierten
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    schwarzen Frau erfüllt. Dann wäre da noch Lafayette. Wir alle lieben ihn. Er ist wirklich dynamisch und wirklich
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    interessant und lustig und hat manchmal ein paar wirklich großartige Sprüche.
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    Trotzdem vereint er in sich jeden Stereotyp über einen queeren, schwarzen Mann; zusammengeschmissen in eine kleine, hübsche Verpackung.
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    Das bringt mich immer wieder zur Weißglut , denn diese Stereotypen dürfen nicht weiter bekräftigt werden.
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    Sie sollen gebrochen und zerstört und durch interessante, vielfältige
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    Charaktere ersetzt werden, die über Stereotypen hinausgehen. Doch NEIN, das kann True Blood natürlich nicht.
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    Wir sehen Lafayette zwar in der Küche des Merlotte arbeiten, doch auf der anderen Seite ist er auch eine Art
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    Prostituierte. Er betreibt eine eigene Pornowebseite und dealt mit Drogen.
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    Wirklich? Gibt es noch irgendeinen anderen Stereotyp, den man da noch mit einwerfen kann?
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    Wenn man Lafayettes Charakter nun im größeren Kontext des True Blood-Universum betrachtet,
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    sieht man, dass es keinen anderen schwarzen oder schwulen Mann in der Hauptbesetzung gibt. Er ist also
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    die gesamte Representation alternativer Sexualität oder Männer mit schwarzer Hautfarbe.
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    Der Charakter Eric hat in der zweiten Staffel viel mehr Entwicklung erfahren als in der ersten. Doch ich bin ziemlich verstört davon,
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    in welche Richtung das geht. In der ersten Staffel wurde es als aufgelasenes, arrogantes,
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    stilles, aber sehr mächtiges Arschloch eingeführt. Menschen kümmern ihn nicht sehr.
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    Sie sind für ihn nur Spielzeuge und er kann bekommen, was auch immer er will, da er
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    der mächtigste Vampir der Umgebung ist. In der zweiten Staffel sehen wir also ein Stück seines
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    Innenlebens. Als es um seinen Erschaffer ging, hat es sogar geweint, was ich für
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    total okay halte. Es ist großartig, wenn Männer im Fernsehen weinen, aber ich denke nicht,
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    dass wir deshalb mit ihm sympathisieren sollten. Meiner Meinung nach legt er immer noch
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    Täterverhalten an den Tag. Die Szene, in der er Sookie dazu überlistet, sein Blut zu trinken,
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    erinnert an sexuellen Missbrauch,
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    mit dem auf keine respektvolle Art umgegangen wird. Für ihn ist es total okay und lustig, das getan zu haben,
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    obwohl Sookie angepisst ist. Doch was soll sie schon tun? Außerdem stellt er ihr emotional nach.
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    Charaktere wie Eric, wie in der Szene, die ich gerade beschrieben habe,
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    erinnern mich daran, dass die Menschen hinter den Kulissen vorsätzlich diese Dinge schreiben
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    und entscheiden, in welche Richtung sich Handlung und Charaktere bewegen und dies öfters
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    in solche Richtungen, die die Fans nicht gutheißen.
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    Vor allem weibliche Fans werden, da wir mit der ständigen Angst vor Gewalt
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    leben müssen, von solchen Szenen abgestoßen und wollen solche Situationen nicht auch noch im Fernsehen
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    auf eine negative, abschätzige Weise sehen müssen.
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    Ich könnte wahrscheinlich noch stundenlang darüber reden, wie schrecklich True Blood ist,
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    doch ich werde es dabei belassen und euch noch mit ein paar Links versorgen zu ein paar
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    großartigen Artikeln, die noch mehr in die Tiefe über die Themen "Rassen" und Geschlechtsdarstellung in True Blood gehen.
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    "Ich weiß nicht, für wen du dich hälst, doch noch bevor die Nacht um ist,
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    werde ich schlimme Sachen mit dir anstellen."
Title:
Hinter True Bloods Effekthascherei
Description:

From the first time I heard about the concept behind HBO's True Blood I was a little bit horrified. Vampires are "coming out of the coffin" and want equal rights? Since television producers (and especially HBO) want to make shows that are as sensational and scandalous as possible, I had my doubts about whether they could provide commentary about social justice struggles in America without being painfully offensive, ignorant and stereotypical. I am unhappy to report that, no, they completely failed.

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Video Language:
English
Team:
Feminist Frequency
Duration:
07:58
Laura S. edited German subtitles for Beyond True Blood's Sensationalism
Marleen.muss.gehn edited German subtitles for Beyond True Blood's Sensationalism
Marleen.muss.gehn edited German subtitles for Beyond True Blood's Sensationalism
Scarlett added a translation

German subtitles

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